Weil viele von euch Schüler/Studenten der verschiedensten Fachrichtungen sind, würde ich gerne einmal wissen, wer von euch sich schon mal Gedanken um das "Danach", um die Zeit ausserhalb des geschützten Habitats Schule/Uni gemacht hat.
Frage: "Was mache ich also ... zum Beispiel angesichts eines Interviews beim potentiellen Arbeitgeber? Verstecken [diverse Kenntnisse aus anderen Gebieten], oder eher auf breite Fächerung spielen? Ich glaube diese Frage interessiert hier bestimmt auch einige." (Green Shades) Antwort: Green, ich tauge als Bewerbungsgesprächsberater nicht viel, weil ich Situationen erlebt habe, die mir kein Mensch glaubt. Ich bin voreingenommen und traue 80% der Bewerber kein vernünftiges Gespräch und keine brauchbare Bewerbung zu. Enttäuscht? Na, vielleicht sind es auch 90%. „Kann doch nicht sein!“ höre ich dich murmeln. Na dann: „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“ Nichts. Kurzer Abriss über die Unternehmensstruktur, Branche, Umsätze und Historie Zitiert die vor dem Gespräch im Vorzimmer gefundene Werbebroschüre des Unternehmens Fühlt sich ertappt, stottert, wird rot, Schweißausbruch, Geschwafel… „Warum wollen Sie gerade hier arbeiten?“ Sie zahlen die besten Gehälter Mein Vater hat mir dazu geraten Die anderen Firmen haben mir alle abgesagt Ich erfülle das von Ihnen geforderte Profil und finde Ihr Unternehmen sehr interessant. Branche und Positionsbeschreibung entsprechen dem von mir Gesuchten. „Beschreiben Sie Ihre Stärken und Schwächen!“ Ich habe große soziale Kompetenz und bin teamfähig, kann aber schlecht zuhören Ein Urteil über mich überlasse ich lieber Ihnen Ich bin kreativ, kann mich aber nicht auf nur eine Sache konzentrieren. Ich habe weder besondere Stärken noch besondere Schwächen. Welche Antworten sind wohl richtig/erwünscht/sinnvoll? Es gibt kaum ein Thema für Universitätsabsolventen, das weniger gelehrt, weniger verstanden und weniger gefragt wäre als: wie bewerbe ich mich richtig? Oder wie verhalte ich mich richtig (im Interview, falls du denn nun eingeladen wirst.) Schlimmer noch – es ist soviel Beratungsmüll in den Buchhandlungen, dass ich mich frage, ob sich jemals einer dieser Schmierfinken selbst beworben hat. Und was rate ich dir jetzt? Neben ein paar unbedeutenden Formalien („Sehr geehrter Herr Müller“) sollte eine Bewerbung im Normalfall ausschließlich hochwertige Informationen enthalten: wer ist der Bewerber, was kann er, was will er, wie teuer ist er, wann könnte er anfangen, wie weiß ist seine Weste etc. Mit „Informationsmüll“ bezeichne ich, was zwar auch Informationen enthält - aber solche, die für mich in dieser Situation völlig nutzlos sind, mit denen ich mich unnötig beschäftigen muss und die ich am liebsten auf den Müll werfen würde. 1. Im Anschreiben: „Sie suchen einen Entwicklungsleiter. Der soll marktgerechte, kundenorientierte Produkte entwickeln. Er soll Fachmann für Serienartikel im Bereich ... sein und strategisch ebenso wie ....“ bla, bla, bla. Alles völlig richtig, alles aus der Anzeige abgeschrieben, aber für den Leser, der ja das Inserat getextet hat (oder die Informationen dazu liefern musste), völlig unbrauchbar. Das alles weiß er ja schon! Diese „Information“ hatte er lange vor dem Bewerber. Also Müll. 2. Im Lebenslauf: „Verheiratet seit dem 01.04.1983.“ Was erwartet der? Blumen zum Hochzeitstag? Was soll ich mit dem Hochzeitsdatum anfangen? Verheiratet oder nicht - das ist durchaus (ein bisschen) wichtig. Aber ob seit vier oder seit vierzehn Jahren, das sagt wenig. Und Tag sowie Monat sagen gar nichts (gute Güte: der Ehefrau natürlich schon - aber die ist hier nicht gemeint). Der Beruf der Eltern kann etwas aussagen, durchaus. Aber der Geburtsname der Mutter oder deren Vorname? Müll. Entsprechendes gilt für die Vornamen der Anverwandten einschließlich der Kinder sowie deren Geburtstage (das Kindesalter in Jahren kann wiederum Aufschluss über mögliche Schulprobleme geben). Gefährlich wird es, wenn der Bewerber aus eigentlich wertvollen Informationen, die er noch dazu unbedingt geben muss, Informationsmüll macht: „01.04.1983 - 31.10.1988 angestellt bei Maier & Co. in Hinterweiler.“ Aus. Toll gemacht, alles ist - vermutlich - richtig, aber was fange ich damit an? Wer, zum Teufel, ist M & C in H? Ein Schlossermeister mit fünf Leuten, darunter ein Konstrukteur, oder ein 5000-Mitarbeiter-Unternehmen, das Weltmarktführer in seinem Metier ist und zu einer größeren Gruppe gehört? So bleibt nur, die Angaben zum Arbeitgeber als „Müll“ einzustufen. 3. Sonstiges, nach dem Lebenslauf eingeheftet: „Qualifikationsprofil“ als zusätzliche Zusammenfassung von Wissen, Kenntnissen und Erfahrungen. Meist pauschal früher einmal zusammengestellt und jetzt jedem Empfänger überreicht. Erstens passt es so niemals zum Thema der Anzeige. Zweitens ersieht man aus dieser Aufstellung niemals den Zusammenhang. Literaturkenntnisse sind ebenso unnütz wie besondere Fähigkeiten beim Filettieren von Seeteufeln… Die meisten Aufstellungen dieser Art sind „Müll“. Wie auch dieses „Was Sie sonst noch über mich wissen sollten“. Oder anderweitig benannte Selbsteinschätzungen. Wenn ich anfinge, der Eigenbeurteilung eines Kandidaten Glauben zu schenken („ich bin äußerst kreativ, teamfähig, flexibel, schön, sozialverträglich bla bla bla“), wäre ich erledigt. Noch schlimmer sind Ausführungen etwa über „Die Bedeutung des Qualitätswesens in einem modernen Industrieunternehmen“, die man beigefügt oder auch im Anschreiben eingebettet findet. Das ist dann „Sondermüll“. 4. Im allgemeinen Bewerbungsaufbau: Wenn oben in der üblichen - und völlig ausreichenden Kunststoffmappe ein Deckblatt prangt mit nichts als „Bewerbung des Egon Müller zur Position ...“, dann ist auch das Informationsmüll. Weil die anderen hundertdreiundsechzig Mappen auf dem Stapel, die ich lesen muss, auch „Bewerbungen“ zu diesem Fall sind und weil sich für den Namen des Kandidaten zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch niemand interessiert. Auch Register, Inhaltsangaben, Anlagenverzeichnisse - alles Informationen, die niemand will und die sehr viel mehr stören als nützen. Es gibt durchaus ein paar Grundüberlegungen, die du beim Gestalten deiner Bewerbung anstellen und mit deren Hilfe du dir im Einzelfall die Frage selbst beantworten können, was für den Leser interessant und wichtig ist und was nicht: Halte dir das Ziel der Aktion vor Augen! Ziel der schriftlichen Bewerbung ist nicht der Arbeitsvertrag (den bekommst du erst sehr viel später). Ziel ist ausschließlich die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Damit hast du eine wunderbare Kontrollfrage für Zweifelsfälle aller Art: überlege z. B., ob du deine Konfession im Lebenslauf angeben sollst. Kontrollfrage: Ist es denkbar, dass der Empfänger mich von meiner Gesamtqualifikation her eingeladen hätte, es nun aber nicht tut, weil ich keine Angabe zur Konfession mache? Antwort (bei normalen Industriebetrieben als Empfänger): Nein, das ist nicht denkbar. Resultat: Konfession kann entfallen. Gegenbeispiel: Du hast einen „guten“ (haha) Studienabschluss, erst zwei Berufsjahre und aus dieser Zeit - natürlich - noch kein Zeugnis. Nun überlegst du, dein Studienzeugnis so „selektiv“ zu fotokopieren, dass man nur noch den Titel, aber keine Noten mehr sieht. Kontrollfrage: Ist es denkbar ...“ Antwort: Es ist! Da (fast) immer nur „Inhaber“ schlechter Examensnoten auf diese Idee kommen und Einser-Kandidaten voller Freude stets alle Zeugnisblätter beilegen (warum nur?), denkt der Bewerbungsempfänger jetzt, du hättest ein „Ausreichend minus“ (aus Erfahrung denken Profis im Zweifelsfalle immer das Allerschlimmste). Versuche trotz deiner nagenden Skepsis doch einmal folgende Erkenntnis zu glauben: eine gut und problemlos zum Anforderungsprofil passende Bewerbung ist nicht etwa selbstverständlich - sondern eine Sensation! Und daher äußerst selten. Mindestens 90 Prozent aller Zuschriften, die ich lesen muss, führen nach sehr kurzer Zeit zum Urteil „ungeeignet“. Bei jeder neu vom Stapel genommenen Bewerbung erwarte ich also, mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit werde auch diese wieder ungeeignet sein (worin ich in neun von zehn Fällen ja auch bestätigt werde). Daher habe ich absolut keine Lust, am Beginn des jeweiligen Anschreibens „Informationsmüll“ in mich aufzunehmen, mich im Lebenslauf durch denselben hindurch zu fressen, seitenlange Register, Anlagenverzeichnisse und Selbstbeurteilungen zu lesen - nur um am Schluss zu der Vermutung zu kommen, von der zentralen fachlichen Thematik dieser Position hätte der Kandidat wohl nie gehört. Oder ich bekomme den Verdacht, dass das Fehlen des letzten (und damit wichtigsten) Arbeitgeberzeugnisses ganz sicher daran liegt, dass es „saumäßig“ ist. Ob es tatsächlich so schlimm ist? Sei versichert: noch viel schlimmer. Warum das so ist? Ich weiß es nicht, ahne es noch nicht einmal. Und Kommentare anderer Bewerbungsempfänger zeigen mir, dass es denen keineswegs besser geht! Ein sehr großer Teil unserer Arbeitnehmerschaft (ich meine auch oder gerade Akademiker!) scheint den eigenen Werdegang entweder gedankenlos oder bewusst jede Regel ignorierend so zu gestalten, dass er danach auf keine Standardanforderung mehr passt. Dass er weder eine fachliche rote Linie aufweist, noch das nötige Stehvermögen pro Arbeitgeber zeigt. Dass er einundzwanzigjähriges Verharren in derselben Firma in derselben Position demonstriert - wenn doch „Dynamik“ und „Flexibilität“ gewünscht werden. Oder dass er mehrere Zeugnisse mit bedenklichen Urteilen und Wertungen einschließt. Und der Fünftelsaft (Quintessenz für die alten Lateiner), Green? Lass alles weg, was Müll ist – wohlgemerkt aus MEINER Sicht, wenn du dich bei mir bewerben solltest…
Frage: "...Nur eins würd´mich noch interessieren. Du hast von Arbeitszeugnissen geschrieben. Immer wieder tauchen da diese Code-artigen Formulierungen auf. Erwartest Du die, gibst Du da was drauf oder wie ist das damit?" (YinYangFish) Antwort: Beim Zeugnis kommt es leider auf vieles an, daher kann ich auch dir keine kurze Antwort geben. Zunächst auf das ausstellende Unternehmen: hat es überhaupt gewußt, was es angerichtet hat? Je größer die Firma, desto sicherer ist sie mit den Regularien vertraut. Der Umkehrschluß gilt! Stehen alle Teile des Zeugnisses in ausgewogenem Verhältnis zueinander? Position, Dienstzeit, Laufbahn, Ausführlichkeit, Aufgabenbeschreibung, konkrete Erfolge, Einzelbeurteilung von Eigenschaften und Fähigkeiten, Vollständigkeit ohne auffälliges Fehlen wichtiger Bausteine, zusammenfassendes Urteil, Umstände inklusive Bedauern des Ausscheidens? Ich und viele ältere Kollegen mit mir wissen, daß man diese Dokumente sehr vorsichtig, zurückhaltend und mit viel Fingerspitzengefühl werten muß. Können sie doch auf unterschiedlichste Art und Weise entstanden sein: durch einen ganz korrekten, fachgemäß durchgeführten Personalverwaltungsvorgang; auf der Basis eines Entwurfs des laienhaft vorgebildeten, betroffenen Mitarbeiters, dessen Ausführungen ein Chef großzügig unterschreibt; nach sorgfältigem Aushandeln im Rahmen eines Aufhebungsvertrags; als Kompromiß zwischen den Auffassungen zweier gegnerischer Anwälte in einer Auseinandersetzung um eine arbeitgeberseitige Kündigung; im Rahmen einer arbeitsgerichtlichen Entscheidung als Abschluß eines Prozesses; als Ausarbeitung eines nur bruchstückhaft mit der Materie vertrauten Chefs, den eine schwache, unterbesetzte und/oder unfähige Personalabteilung gewähren ließ; als Machwerk eines Inhabers, der aus Prinzip kein Buch darüber liest und gewohnt ist, unwidersprochen zu machen, was er will. Ein Beispiel? "Herr Egon Maier, geb. am ... trat am 01.01.1992 als Produktionsleiter bei uns ein. Seine Aufgaben löste er stets zu unserer vollsten Zufriedenheit. Er verläßt uns am heutigen Tage (31.3.2005). Wir wünschen ihm alles Gute.“ Fazit: Schulnote "sehr gut", aber das Dokument stinkt. Überbewerte also die "Schulnote" nicht, sie ist bei diesen Schriftstücken nur EIN (wenn auch wichtiger) Baustein. Letztlich kommt der ganze Ärger vom Gesetz, das den armen Arbeitnehmer schützen will - und zwar auch dann, wenn er gar kein Lob verdient hat. Seitdem arten Zeugnisformulierungen oft in Krampf aus. Stell dir vor, Klausuren im Studium dürften nur noch "sehr gut" beurteilt werden - allenfalls durch Weglassen mancher lobenden Äußerungen in der anschließenden verbalen Beurteilung könnten Profs differenzieren… Also winden wir uns bei Zeugnisformulierungen, es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Manche Mitarbeiter sind eben faul, destruktiv, und schlampig - ich darf das aber nicht so nennen, noch nicht einmal andeutungsweise. Und während du zum Beispiel beim Verlassen der Schule und am Ende deines Studiums gewohnt bist, eine ganz klare, von jedem leicht zu interpretierende Abschlußnote zu bekommen, hast du beim Ausscheiden aus einem Arbeitsverhältnis plötzlich Anrecht auf ein Zeugnis, das nicht schlecht sein darf. Beim Arbeitszeugnis hat sich eine Art Gesamtnote, die Sache mit der Zufriedenheit eingebürgert. Wobei ich auch dann zufrieden gewesen sein muß, wenn der Arbeitnehmer mir nicht den geringsten Anlaß dafür gab. Dabei weiß ich, prozentual werden etwa ähnlich viele Mitarbeiter ihre Arbeitgeber nicht zufriedenstellen, wie sie schon ihre Lehrer und Profs nicht zufriedengestellt haben. Also ist die Zufriedenheit der Dreh- und Angelpunkt des Zeugnisses, was wiederum mir, z. Bsp. gar nicht recht ist. Warum? Es haben sich die bekannten Abstufungen der Zufriedenheit durch Hinzufügen und Weglassen von Prädikaten wie "voll" und "stets" eingebürgert. Damit sind Interpretationen möglich, die den Absichten von Gesetzgeber und Rechtsprechung entgegenlaufen. Arbeitnehmer, die ja gar nicht schlecht beurteilt werden dürfen, wissen um ihre Rechte und kennen den Standard-Schlüssel. Und sie neigen dazu, möglichst jede Art von Zeugnisformulierung unterhalb von "sehr gut" zu kritisieren und zu Auseinandersetzungen zu nutzen. Dem wollen sich Arbeitgeber möglichst entziehen, was auch zu verstehen ist. Ergo neigen manche Unternehmen dazu, Formulierungen zu verwenden, die nicht so einfach zu entschlüsseln sind wie die Varianten von "voll". Du mußt das verstehen - die Rechtslage zwingt uns geradezu zur Suche nach immer neuen Auswegen. Und jetzt eine klare Antwort auf deine Frage: ja und ja – aber unter den oben genannten Bedingungen.
Dr. Schepatsche - das klingt lustig. Aber die Idee ist klasse. Ich muss mal überlegen, was mich so interessieren würde, dann werd ich hier sicher mal meine "intimsten" Fragen hinposten. Ne, Spaß beiseite. Das Angebot werd ich gerne annehmen.
welche Schwächen sind denn im Vorstellungsgespräch geschickt ? "Ich bin ein workaholic" "Ich möchte gerne alle zufriedenstellen und kann keine Prioritäten setzen" "Ich habe das Bedürfnis mich mit der Arbeit zu identifizieren" "Ich habe keine Schwäche, welche nicht auch eine Stärke ist" Schrecklich finde ich diese sachlich nüchternen Bewerbungsgespräche, bei denen eine Standardfrage nach der anderen runtergeleiert wird. Ein Bewerbungsgespräch kann auch ganz angenehm ablaufen, wenn einfach die Chemie stimmt.
Keine Schwächen (auch nicht die aufgezählten) sind geschickt - das Problem ist, dass das keiner glaubt. Leider ist diese (unfaire) Frage (die ich übrigens nicht stelle, weil ich die Schwierigkeiten mit der Antwort kenne) zum Standard vieler Interviewer geworden. Sinnloserweise - sie gibt kleinerlei Aufschluß über die Stärken und Schwächen des Bewerbers. Also was antwortet man am besten, ohne Gewähr und ohne, dass das jetzt jeder auswendig lernt ? "Es ist sehr schwer, sich selbst objektiv zu beurteilen, also bin ich geneigt zu glauben, ich hätte keine (breites, um Verständnis heischendes Grinsen ist angebracht). Ernsthaft: ich kenne meine Schwächen recht genau - zum Beispiel bin ich manchmal zu präzise, wenn der große Überblick reichen würde - kompensiere sie aber mit Hilfe von Kollegen oder Freunden, so gut ich kann." Das ist Wischiwaschi, aber einigermassen brauchbar formuliert und zeigt deinem Gegenüber, dass du die Crux der Frage verstanden hast. Mehr will er ja auch gar nicht - er will wissen, wie du dich aus der Affäre ziehst. Sehr sachliche, nüchterne Interviews deuten auf einen unsicheren Interviewer hin, dem die Souveränität fehlt. Dennoch musst du damit zurechtkommen, eine gewisse Sachlichkeit sollte ja in einem so wichtigen Gespräch auch gar nicht fehlen. Angenehmer (aber nicht zwangsläufig erfolgreicher!) sind natürlich Gespräche, in denen die Chemie stimmt, ja. Aber Vorsicht! Geübte Interviewer erzeugen eine angenehme Atmosphäre, da ein verspannter Bewerber bis zur Unbrauchbarkeit antwortet. So nimmt man ihm (und sich) die Chance herauszufinden, was wirklich mit ihm ist. Ich gehe zum Beispiel zu Beginn jedes Interviews unter der Ausrede aus dem Konferenzraum, ich wolle mir einen Kaffe holen - ob er denn auch einen wolle. Warum? Nun, dann kann der Bewerber unbeobachtet die Einrichtung, das Zimmer (in einem Büro auch den Schreibtisch des Interviewers) und sich selbst beobachten, kann die klemmende Hose unpeinlich zurechtrücken, sich bequemer hinsetzen, nochmal kurz nach Luft schnappen und sich einen guten Anfang überlegen - jetzt, nachdem er mich gesehen hat. Ich bemühe mich ausdrücklich darum, dem Bewerber entspannt gegenüber zu treten - mein erstes Urteil über ihn steht ja eh schon fest. Es dauert ziemlich genau 15 Sekunden, nachdem er zur Tür herein ist und etwas gesagt hat, bis ich weiß, ob das was werden könnte oder nicht. Das ist keine besondere Kunst - es ist jedem Menschen angeboren, Körpersprache zu lesen, man muss nur ein bisschen trainieren, sie BEWUSST zu lesen. Wenn du das jetzt weisst, kannst du ja trainieren, sie BEWUSST einzusetzen... *grins*
oh toll ich würde auch gerne etwas wissen wollen. ich bin eher so ein mensch, der auch wert auf eine äußerlich ansprechende mappe legt. sprich: schönes papier, schöne schrift, schöne mappe und alles muss zusammen passen, einschließlich schönem briefkopf (und ja auch mit deckblatt, sieht doch jut aus ). ist das jetzt total sinnlos? ich denke immer,wenn ich bewerbungen lesen müsste und die wären alle schwarz/weiß würde ich mich langweilen, da ist es doch auch mal nett zwischendurch was anderes in der hand zu haben? ein typ vom wdr hat mal gemeint, dass bewerbungen ohne angabe der eltern und deren tätigkeit bei ihm gleich rausfliegt. was denkst du wo es sinnvoll ist, die eltern mit anzugeben? und: okay, ich hatte nicht viel zeit um tolle praktika in übersee zu machen, weil ich meistens geld verdienen musste. bei bewerbungen muss ich aber immer arbeitsproben mitschicken. wie kann ich da möglichst geschickt drüber hinweg täuschen? (ich habe zwar welche, aber keine wow-arbeiten, jedenfalls in meinen augen - weiß aber, dass ich alle anforderungen ohne probleme erfüllen könnte) ja, das ist eine doofe frage, aber ich hasse es auf zeugnisse und arbeitsproben reduziert zu werden, denn schließlich lerne ich ja noch. ein toller thread
Liebe Sophie, hier nur (weil schon sehr spät) eine Antwort im Telegrammstil - eine ausführliche schreibe ich dir morgen, versprochen. Ja. Eine Ausnahme: die Branche, in der du dich bewirbst, wünscht es ausdrücklich. Mehr Details dazu, wie gesagt, morgen. Das Gegenteil ist richtig. Auch dazu mehr morgen. Im Lebenslauf Gar nicht. Ich helfe dir morgen mit einer Formulierung, wie du den scheinbaren Mangel ins Gegenteil verkehrst Nein, das weisst du nicht, denn die Anforderungen des Bewerbungslesers kennst du erst, wenn er dich abgelehnt hat. Du wirst nicht auf sie reduziert, sondern durch sie konkurrenzfähig. Und nein, es gibt keine doofen Fragen, nur unzureichende Antworten. Dankeschön
Na auf die Fragen nach den Schwächen hätte ich vermutlich geantwortet: "Nein. Auf diese Frage kann ich nicht antworten, weil ich darauf nich antworten will, da Sie mich mit dieser Frage zwingen, mich selbst ad absurdum zu führen, was zu verlorener Zeit auf Ihrer wie auf meiner Seite führt." Wenn ich das aufschreibe, wirkt das eher doof.
hi Pit! toller thread. jetzt fallen mir spontan nur ein paar Dinge ein: hast du evtl. einen *Muster* Lebenslauf oder eine *Muster Bewerbung*, die dich so richtig umgehauen haben? Und: ich muss mich ja als Lehramtskandidatin für eine bestimmte Region bewerben. Hast du eine Ahnung, welche Gründe überzeugend wären, dass ich genau in *die* bestimmte Region (die ich wünsche) versetzt werde? Ich weiß, dass das jetzt in ne ganz andere Richtung geht, aber vielleicht hast du eine Idee! Wie ist das eigentlich heute so mit der Körpersprache während des Gesprächs? Immer noch: keine überkreuzten Knie, verschränkten Arme? Dafür eine Hand souverän auf dem Tisch und Blickkontakt halten? Ich weiß wirklich nie wohin mit meinen Händen. Was mich bislang immer in Bewerbungsgesprächen aufgeregt hat ist die Gretchenfrage. *sag wie hast du`s mit der Religion?* Da die Träger meist kirchlich waren (Kindergärten etc.) ist die Frage wohl berechtigt. Aber muss ich darauf eingehen? Es gibt da noch einige Fragen die heikel sind. Auf welche muss ich nicht antworten?
haha, das weiß ich doch - nur in welchen bewerbungen sollte man die eltern noch mit angeben? oder hat das was mit dem alter des bewerbers zu tun? Gut, aber ich meinte jetzt die Grundanforderungen. Also wenn ich mich für ein Volontariat bei einer Zeitung bewerbe, weiß ich ja so ziemlich, was mich an täglichen Aufgaben erwartet. Und die denke ich gut erfüllen zu können.
Religiösität, Christ-sein zieht ja nicht nur auf die Beziehung zu "Gott" ab sondern auch zu Mitmenschen, also ob man sozial-orientiert ist ab. Ich würd mir ein paar Werte "eines Christen" raussuchen und erwähnen weshalb mir diese Werte wichtig sind ... Das überzeugendste ist es, wenn der Partner in der angegeben Region lebt und arbeitet ... @Pit, Danke für die Antworten !! Toller Thread !
Wahrscheinlich - zumindest aus Sicht eines Kirchenmenschen, den ich da ganz klar von einem Menschen abgrenze, der einen lebendigen Glauben hat, sei er nun christlich oder nicht.
Sorry Pit, ich will Deinen Thread nicht schreddern, vor allem, weil die Resonanz bei den kids hier ja zeigt, dass ein echtes Bedürfnis dafür besteht. Ich frage mich als simple man halt bloss, was das noch mit hip zu tun hat, wenn es nur noch darum geht, sich derart zu verbiegen, dass unter korrekter Berücksichtigung von Dresscode, Sprechcode und Verhaltenskodex ein möglichst finanziell ertragreicher Job an Land gezogen wird. Naja, für eine viertel Million Teuros in fünf Jahren kann man sich ja auch immerhin jede Menge iPods, andere Gimmicks und vor allem, aus männlicher Sicht, Frauen kaufen. Wem das reicht, ok, aber meine Befürchtung ist, dass man, wenn man sich so verbiegt und bloss, um einen Job an Land zu ziehen, etwas vortäuscht, der Weg auf die Therapeutencouch in ein paar Jahren schon vorprogrammiert ist, zumindestens für diejenigen, die noch nicht ganz gegenüber der Diskrepanz von Schein und Wirklichkeit abgestumpft sind. Verdammtes Dillemma aber auch, ist man ehrlich und gibt sich so, wie man/frau ist, bejaht die Einzigartigkeit und Individualität jedes einzelnen Menschen, stehen die Chancen für einen Job bei Babylon von vorne herein schlecht und um Gleichschaltung und möglichst effieziente Ausbeutung der human resources unbeschadet zu überstehen muss man/frau damit aufhören, sich über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, eigene Gedanken zu machen und nur noch die Gedanken zulassen, die einem durch die Hirnwäsche vom Kindergarten bis zu Uni eingetrichtert werden. Passende Songlyrics zum posting: The Adventure Of Greggery Peccary ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Oh, here comes GREGGERY, Little GREGGERY PECCARY The nocturnal gregarious Wild swine A peccary Is a little pig With a white collar That usually hangs around Between Texas and Paraguay Sometimes ranging as far west as Catalina Voodn, Voodn! Boy it's so hard to find a place to park around here! GREGGERY PECCARY takes the elevator Up to the eighty-third floor of a grim, Gray, evil-looking building With a sign on the front reading: 'BIG SWIFTY ASSOCIATES. TREND-MONGERS'. And so it was, one fateful morning, GREGGERY PECCARY made his way through the Steno Pool . . . All the girls in the BIG SWIFTY Steno Pool KNEW . . . Here was a Nocturnal, Gregarious Wild swine ON HIS WAY UP! A Peccary of Destiny, Adventure And ROMANCE! SWIFTY'S! THIS IS BIG SWIFTY'S! AT BIG SWIFTY'S WE ALL KNOW-OW-OW YOU'LL GO FOR ANY GIMMICK OR GIZMO! WOULDN'T YOU RATHER BE INVOLVED IN A SERIES OF COLORFUL TIME-WASTINC TRENDS? AIR HOCKEYs . . . biff . . . dush-h-h! Does it matter that this waste of time Is what makes a LIFE for you? Hmmmmm? I must plummet boldly forward To my ULTRA-AVANT Laminated, Simulated Replica-mahogany desk, With the strategically-placed, Imported, very hip water pipe, And with that. GREGGARY turned And strode nonchalantly Into his dinky little office With the desk and the catalog And the very hip water pipe. And proceeded, With a vigor and determination Known only to piglets Of a similarly diminutive proportion, To single-handedly invent THE CALENDAR! Because NOW. AT LAST, CRECGERY PECCARY's exciting new invention Had made it possible For everyone To find out HOW OLD THEY WERE! What hath GOD wrought? Unfortunately, There were some people Who simply DID NOT WISH TO KNOW, And that's why, On his way home from the office one night, GREGGERY was attacked By a RAGE OF HUNCHMEN! Making his way through the evening traffic, GREGGERY notices that the other vehicles which crowd and bump his little red car are all inhabited by slowly-aging 'VERY HIP YOUNG PEOPLE', To elude them, GREGGERY takes the SHORT FOREST EXIT off the express- GREGGERY takes a bumpy trail off the main SHORT FOREST ROAD, which leads him up the side of a FAMOUS (and convenientlv placed) MOUNTAIN, and into a strange cave on the edge of a cliff, not far from a LITTLE TWISTED TREE. . .with eyes on it. Meanwhile, the enraged HUNCHMEN (and HUNCH-'WOMEN) rumble through the SHORT FOREST until (realizing the little swine has escaped, they decide to park their steaming vehicles in a circular pseudo wagon-train formation. . . and have a LOVE-IN! Under the influence of a fantastic amount of TRENDY CHEMICAL AMUSEMENT AID, they proceed to perform lewd acts, rip each other off for small personal possessions, and dance with depraved abandon in the vicinity of a six-foot pile of transistor radios each one tuned to a different station). GRECGERY doesn't realize He has concealed himself Inside the very mouth of BILLY THE MOUNTAIN! HO! HO! HO! And, as you all know, Whenever BILLY laughs, Rocks and boulders hack up, And the air for miles around Is filled with tons of dust, Forming a series of huge BROWN CLOUDS! WHO IS MAKING THOSE NEW BROWN CLOUDS? WHO IS MAKING THOSE CLOUDS THESE DAYS? HO IS MAKING THOSE NEW BROWN CLOUDS? BETTER ASK A PHILOSTOPHER 'N SEE WHAT HE SAYS! And now, here he is, 'The Greatest Living PHILOSTO- PHER Known to Mankind', QUENTIN ROBERT DeNAMELAND! "Folks, As you can see for yourself. The way this clock over here is behaving, TIME IS OF AFFLICTION! Now this might be cause for alarm Among a portion of you, as, From a certain experience, I TEND TO PROCLAIM: 'THE EONS ARE CLOSING'!" Make your checks payable to 'QUENTIN ROBERT DeNAMELAND, Greatest Livin Philostopher Known to Mankind'! WHO IS MAKING THOSE NEW BROWN CLOUDS? WHO IS MAKING THOSE CLOUDS THESE DAYS? WHO IS MAKING THOSE NEW BROWN CLOUDS? IF YOU ASK A PILOSTOPHER, HE'LL SEE THAT YOU PAYS! FRANK ZAPPA (STUDIO TAN)
Das hängt vom Betrachter ab. Man kann nun mal sein Leben lang einen kleinen Output machen, oder sein Leben lang einen großen. Man kann aber auch in kurzer Zeit soviel Output machen, dass es ein Leben lang reicht. Jeder macht was er will. Mit den angesprochenen 250 000 € kann man sich jedenfalls schon ein nettes Häuschen im Irgendwo leisten. ... man kann aber auch andere Sachen mit dem Geld machen. Man kann sich in Zukunft auch noch gehobenere Bildung leisten, und es gibt noch viel mehr. Was du ansprichst wird Midlife Crisis genannt. Sei so. Aber da kann man mit Maslow, und hauptsächlich mit dem tatsächlich Vorgänger Epikur argumentieren. Wohlbefinden ist vielfältiger Natur, es gibt mehrere Stufen. Stufe 1 ist definitiv die Lebenserhaltung. (Nahrung, Kleidung, Dach) Stufe 2 geht dementsprechend weiter: Gehobenere Bedürfnisse werden befriedigt. Stufe 3 beinhaltet dann so Sachen wie Selbstwertgefühl, Sozialität, Liebe etc. Man muss natürlich nicht eine Stufe nach der anderen aufeinander aufbauen. Man kann auch getrost springen. Es ist jedoch leichter, sein Augenmerk auf die Stufe 3 zu richten, wenn Stufe 1 vollständig gesichert ist. Ohne eine sichere Rücklage fällt man eben härter, das ist sinnlos. Der entscheidende Faktor ist aber nun mal die Selbstidentifikation. Wenn jemand einen Job antritt, dann sollte er ihn mögen, denn ansonsten wird der Lebensverlauf ein selbstzerstörerisches Phänomen, das, wie du sagtest, zwangsweise auf der Therapeuten Couch endet. Wenn aber jemand so begeistert von seiner Tätigkeit ist, so erfüllt von einer Inspiration dort etwas zu bewegen, also nicht wegen des finanziellen Ehrgeizes sondern wegen des kreativen dort ist, dann ist das Gegenteil richtig. Dann wärs lausig, wenn er niemals in die Situation käme das zu verwirklichen, nur weil sein Hemd ungebügelt war. Und wenn man sich schon so einen Arbeitsalltag leistet, muss das auch eine Endgültigkeit in der restlichen Zeit haben? Dann sitzt man am Morgen im Anzug im Büro. Einen Anzug kann man ausziehen. Ich weiß, man sagt mir immer wieder, dass ich manchmal rational bis zum Erbrechen bin. Ist das wirklich so? Effiienz ist meiner Ansicht nach eher etwas anderes als die Vernichtung von Individualität und persönlicher Kreativität. *** Kurz: Wer das macht um eine Tonne iPods zu kaufen, ist vermutlich auf dem Holzweg, wer da sich da einklinkt um etwas zu bewegen, der ist es nicht unbedingt. Ich tendiere persönlich zu einer gemäßigten Haltung. Meine Weltanschauung und meine persönlichen Gedanken behalte ich für mich, von mir aus solange bis die Zeit reif ist. Man wird mich vermutlich nicht danach fragen und mit Sicherheit nicht bitten, das zu verändern. In der Zwischenzeit lebe ich aber so, dass ich nicht in Kalamitäten komme und so, dass ich mir auch keine unnötigen Sorgen machen muss. Ich weiß noch nicht, ob ich meine Ziele eher in der Industrie verwirklichen kann, oder in der Forschung, aber ich neige eher zu letzterem. Was ich aber gerne verstehen würde, Southernman, ist, woher du die Gewissheit nimmst, dass ein solches Berufsleben zwangsweise in den Abgrund führt? Es gibt viele Möglichkeiten falsch zu Leben. Aber auch ebenso viele, richtig zu Leben. Ich halte es für einen Absolutheitsanspruch, zu sagen, dass jemand, der eine sichere Position erreicht hat, aufhört, ein Hippie zu sein, da spielen zu viele andere Faktoren mit. Eigentlich müsste man da mit einem HDR-Zitat kommen, aber ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut: "Auch jene, die das Schwert verachten, können dadurch umkommen. Besser, man weiß damit umzugehen." Wenn man sich verbiegt, ist es gewiss nicht mehr hip. Es ist gewiss eine Fehlleistung. *** Dieser Thread stößt deswegen bei meiner Generation auf Resonanz, weil nun mal die Elterngeneration etwas verspielt hat, dass wir noch nicht wiedergefunden haben. Und so sind wir immer mit der Realität konfrontiert, die nun mal eher unangenehme Gefühle beflügelt.
Meine Frage: (In-) Wie (-fern) unterscheidet das Unternehmen zwischen Bewerbern, die den ganzen Berwerbungsprozess professionell abzuwickeln in der Lage sind und solchen, die tatsächlich für den Job am besten geeignet wären? E.
@Jürgen: No need to be sorry. Ich habe den Thread ja nicht eröffnet, um die "kids" (ob sie die Bezeichnung wohl alle mögen? *grins*) zu verbiegen, oder ihnen das "Hipsein" zu vermiesen. Deine Bedenken sind alle sehr ehrenhaft, völlig richtig und zeigen, dass du eben kein "simple man" bist. Aber ich bitte dich auch: "Don't kill the messenger!" Ich habe die verdammten Regeln nicht gemacht, ich beschreibe sie nur und richte mich als "Systemmitglied" (freiwillig!) nach ihnen. Jedem steht es doch frei, nicht zu befolgen, was ich schreibe, jedem steht doch frei, all das nicht zur Kenntnis zu nehmen. Dann muss sie/er sich nur nicht wundern, warum aus einem bestimmten, erwünschten Job, der ja aus ganz verschiedenen Gründen "beworben" wird, nichts wird. Ich habe ganz am Anfang geschrieben, ich sei weder Messias noch Missionar - und das meine ich auch so. Erfolg in dieser Gesellschaft ist leider (weitgehend) vom Geld abhängig. Wie frau/man es erwirbt, ist mir eigentlich egal, mich schmerzt es nur, wenn durch UNKENNTNIS der Regeln ein Scheitern vorprogrammiert ist. Wenn jemand das alles weiss und sich dagegen entscheidet - be my guest! Aber wie groß die Defizite sein müssen, das allein zeigt schon dieser Thread - der meinem Verständnis nach gar nicht so unhip ist. @Green Shades: Deine Antwort auf die Frage nach den Schwächen klingt toll, liest sich grauenvoll und ist völlig kontraproduktiv. Warum? Weil es hier nicht um verbale Machtspielchen zweier gleichwertiger Partner in einer Podiumsdiskussion geht, sondern um einen potentiellen Käufer, der die angebotene Ware (die Arbeitsleistung des Bewerbers - nicht der Bewerber selbst!) prüft und um den Verkäufer, der seine Ware (siehe oben) anpreist. Hast du jemals von einem ausländischen Gemüsehändler gehört, der auf die Frage, ob diese schönen Gemüsegurken schnell welkten, geantwortet hätte: "Hey, auf diese Frage isch kann nisch anworden, weil isch darauf nisch anworden will, Alder, da du misch mit so Frage zwingen tust, mein Gurk ad absurdum führen oder was? Führt zu verlorener Zeit auf deine wie auf meine Seit'." Ergebnis: du kaufst die Gurke nicht, oder? So einfach ist das... @Sabine: Entweder du hast einen guten Job oder du bist in einer bestimmten Region, beides geht nicht. Uneingeschränkte (!!!) Mobilität ist der Schlüssel zum gewünschten Job. Oder andersherum: wenn du an einen bestimmten Ort willst, musst du nehmen, was (dort) übrig ist. In deinem Fall (der etwas anders gelagert ist) musst du herausfinden, was an der Gegend besonders attraktiv ist (für den Bewerbungsempfänger!) und dir seine Ansicht zu eigen machen. Wenn das nicht geht, musst du lügen. Und ich empfehle dringend, in einem Bewerbungsvorgang NIEMALS zu lügen. Weglassen? Mhm. Beschönigen? Ja, schon, wenn's sein muss. Lügen? Nie. Es kommt heraus, immer. Und dann ist der Job in Gefahr, das lohnt sich hinten und vorne nicht. Körpersprache ist die Sprache, die der menschliche Körper spricht und die der menschliche Körper liest. Wozu die Definition? Weil es eben nicht der bewusste Teil des Gehirns ist, der da liest und spricht. Also ist es so furchtbar schwer zu lernen, die Körpersprache mit Absicht einzusetzen oder zu unterdrücken - was sie so wunderbar ehrlich macht. Das aber nur vorausgeschickt. Das mit den überkreuzten Knien und den verschränkten Armen wird auch zu sehr simplifiziert. Stell dir vor, du hast ein (klassisches) Kostüm an, weil du dich in einer konservativen Lehranstalt bewirbst. Wäre es da gut, breitbeinig zu sitzen? Oder die Beine mondän zu überschlagen? Wie sitzt du da als Frau im Rock. Schwierig. Also ist die Ablehnung, die du äusserst, komplexer. Halb abgewandtes Gesicht, Abschirmen der Augen beim Nachdenken, Handtasche quer auf die Oberschenkel gestellt, Hände gefaltet, naja, und auch: Arme gekreuzt usw. Aber es ist nie EIN Zeichen, das spricht - es ist immer der Körper. Und jetzt ein Tip: du weisst nicht, wohin mit deinen Händen? Ja, dann sag' es dem Interviewenden doch: "Ich weiss nie, wohin mit meinen Händen - ich bin ein bisschen aufgeregt!" (dazu schüchtern lächeln). Was hat das zur Folge? Dein Gegenüber achtet nicht mehr auf die Hände, weil sie signallos geworden sind - du hast ihr Rätsel veröffentlicht. Aber Achtung: das funktioniert nur mit geübten Interviewern, solche, die das selten machen, nehmen dienen Satz lächelnd zu Kenntnis und buchen ihn unter Nervosität ab. Die heiklen Fragen (wenn denn die nach der Religion als heikel empfunden wird) sind entweder nicht Bestandteil des Interviews oder du musst nicht antworten. Aber: du willst doch DORT hin, oder? Wenn also Religiösität absolute Bedingung ist, musst du entweder religiös sein oder dort nicht arbeiten. Als Tip: gehe so nah wie möglich an deine persönlichen Grenzen mit der Antwort, aber (siehe Jürgen) verbiege dich nicht oder lüge nicht. Du bist sonst spätestens nach einem Jahr unglücklich in dieser Position. Es gibt unanständige Fragen, die ein normaler Interviewer nicht stellt, weil sie nichts mit dem Job zu tun haben. @Sophie: Kommt gleich noch ein Extrapost, wie gestern versprochen.
@Southernman: Super Hinweise. Ich vermute mal, dass die Kunst darin besteht, die Regeln des Systems mitzumachen, so wenig, wie nunmal nötig, aber dabei die eigenen Freiräume zu suchen/sehen/nutzen. Und sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren, weil man meint, später mal was nachholen zu können, was man bis dahin womöglich völlig vergessen hat... @Pit: Das mit den unanständigen Fragen finde ich nen wichtigen Hinweis. Die Gefahr ist nur, dass man im ersten moment so platt ist, dass man das aufstehen vergisst und doch was antwortet. sonst wär ich aber auch für charakter zeigen.
Klingt logisch. Solche Gurken würde ich in der tat nicht kaufen. Aber wenn der Gurkenhändler gesagt hätte: "Es ist sehr schwer, die Haltbarkeit von Gurken abzuschätzen, also bin ich geneigt zu glauben, dass sie keine Haltbarkeit haben (breites, um Verständnis heischendes Grinsen ist angebracht). Im Ernst, ich kenne die Haltbarkeitsdauer ziemlich genau - zum Beispiel läuft sie manchmal in drei Wochen ab, wenn die Gurke bereits gegessen sein würde." Das hätte ehrlich gesagt eine indifferente Wirkung auf mich. Also frage ich mich, ob diese Frage überhaupt zum eigenen Vorteil beantwortet werden kann, wenn man hier bestenfalls ein Patt erzielen kann. Ist ein Patt dieser Art nicht auch Informationsmüll? (Gerade dann, wenn es dabei nicht um das sondieren der Reaktionsfähigkeit des Gegenübers geht, sondern ums tatsächliche erspüren der Schwächen. Wäre es da nicht besser, diese gleich aus einer alten Projekt-/Arbeit abzuseilen?) Also: Versuch Nr. 2 "Diese Frage ist schwierig. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen die Antwort geben kann, die Sie sich vorstellen, da ich nicht wirklich meine Schwächen einschätzen kann." Diese Frage ist eine Katastrophe.