Meistens ja. Genau das ist das Problem beim Kompromiss - dass oft ein "Gschmäckle" zurückbleibt. Der Konsens, bedeutend seltener, führt aber (zumindest vom Wortsinn her) zu einer gemeinschaftlichen Lösung, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Für ganz Interessierte biete ich hier einen Auszug aus einer Hausarbeit von mir zum Lesen an. Wem das zu viel ist, der möge sich davon bitte nicht stören lassen:
ich hab mir alles was hier so geschrieben wurde durchgelesen und bin mal wieder ueberwaeltigt wie vielfaeltig aber auch veriwirrend die deutsche sprache ist... klar denkt man, wenn man das wort kompromiss hoert, man wisse sofort was es bedeutet, aber dieser thread hat mal wieder gezeigt, dass das ganze doch nicht so einfach ist. trotzdem lag ich wohl gar nicht so falsch mein verhalten von letzter woche spontan als kompromiss zu bezeichnen (was mir natuerlich in dem moment wo ich ihn einging nicht ganz klar war)... schlussfolgernd sollte man meinen ich muesse diesen kompromiss nicht bereuen, sondern auf dessen basis eine weitaus bessere loesung erarbeiten, leider ist das echte leben doch nicht ganz so schwarz-weiss wie im beispiel mit der orange angedeutet und von pit auch schon erwaehnt: ich werde leider im tausch gegen sex kein bisschen liebe erhalten und das ist mir jetzt klar. deswegen heisst meine konsequenz daraus wohl flucht, die ja laut yinyang die schlechteste strategie ueberhaupt ist, aber schlechter als mit meinem "kompromiss" komm ich damit zwar nicht weg aber leider auch nicht besser... man, und davon noch ein ganzes leben? dabei heisst es doch immer wer jung und ungebunden ist hat solche probleme nicht...
@bluebird: Erstens habe ich nur die Theorie des Herrn Schwarz wiedergegeben und zweitens sagt auch der nicht, dass Flucht die schlechteste Lösung eines konflikts ist! Ich würde sagen, Flucht ist immer noch besser als Vernichtung! Und manchmal auch einfach der passende Weg, wenn es die Energie nicht wert ist, den Konflikt anders zu lösen. Lernen kann man für sich selbst ja trotzdem was. Sollte man auch - denn der Konflikt wird bestimmt wiederkommen - und immer flüchten wird auf dauer stressig.
Ja, ich bin damit einverstanden, dass die Wörter nicht eben das gleich bedeuten. Aber ich kann nicht mit dir (und auch mit Pit) zustimmen dass sie "deutlich unterschieden werden". Warum so? Es ist nicht richtig dass alle bei konsens zufrieden sind. Sonst gäbe es an erster Stelle kein Konflikt. Konflikten entstehen, weil es zwischen die beide Beteiligten Unterschieden gibt, die unmöglich zu lösen sind, sodass niemand von irgendwas verzichtet. Das ist eigentlich den Sinn von Konflikt. Immer, immer, muss eine (oder meistens beiden) Pertei etwas aufgeben. Also, niemand ist völlig zufrieden bei Konsens. Und das ist die Realität. Im realen Leben gibt es keine idealistische Falle wie der beispiel mit den Orangen (der aber auch nicht konsenslösbar ist, wenn einige Umstände dazu gegeben werden, als wir sehen konnte). Deshalb meine ich Konsens und Komprimiss unterschieden sich nur in dem Grad der Unzufriedenheit (wie weit die erriechnete Vertrag von der startenden Position ist), die dennoch immer da ist. Und was ist interessant, dass alle Beteiligten zustimmen dem Ereichnete, und es keinen Platz für Konflikt mehr gibt. Was verabredet ist, muss man respektieren. Sowohl bei Kompromisse, als bei Konsens. Also, die Beteiligten sind mit dem errrichneten Kompromis einverstanden. In der Tat, wenn man gründlich einsieht, schliesst man dass die Unterschieden nur relativ und spektral sind, und jedenfalls nicht abgrenzend. Ich glaube nicht dass es um einem semantischen Problem geht (ja das auch, aber ist nicht wesentlish), sondern mehr sozio-politischen.
Dem kann ich leider gar nicht zustimmen. Wenn nicht alle Beteiligten zufrieden sind, dann ist es ein Kompromiss und nicht mehr. Konsens verlangt Einsicht bei allen Beteiligten in die Situation und die Bedürfnisse der anderen. Aus dieser Haltung und einem Verständnis für den anderen erwächst dann eine Bereitschaft, Abwägungen zu treffen und vielleicht auch völlig neue Lösungen anzustreben als "Ich verzichte hier ein wenig mehr und Du dafür dort." Beispiele: Der Gegensatz von Freiheit und Ordnung - Schwarz hat das in dem von mir bereits zitierten Buch ausgeführt: Freiheit ist wünschenswert, aber ohne ein gewisses Maß an Ordnung nicht möglich, weil die Menschen dann die Freiheit der anderen nicht mehr achten (so zumindest bisher die Erfahrung in den meisten Gesellschaften). Ergo: Es findet ein Abstimmungsprozess ab, in dem die beiden Polen (Dialektik!!!) ausbalanciert werden. Möglichst viel Freiheit und wenig einschränkende Ordnung, aber genug, um die Freiheit überhaupt zu ermöglichen und zu schützen. Oder aber jeder beliebige Streit - ich habe an der Uni an zwei Seminaren teilgenommen, in denen konstruktive Konfliktlösungsverfahren, insbesondere die Mediation (Streischlichtung durch Unbeteiligte Dritte nach einem speziellen Verfahren in fünf Phasen) vorgestellt und z.T. gelehrt wurden. Wir haben da einige Rollenspiele gemacht. Dabei ist deutlich geworden, dass es in eskalierenden Konflikten häufig daran mangelt, dass die Beteiligten die Lage aus der Sicht des anderen betrachten, seine Haltung anhören, wahrnehmen und respektieren. Aber wenn das in der Mediation dann passiert, bricht das Eis förmlich - und zwar absolut offensichtlich. Es entsteht ein Verstehen für den anderen, auf dessen Basis man dann gemeinsam eine Lösung entwicklt, die den grundlegenden Bedürfnissen aller gerecht wird - egal, wie ausgefallen sie werden mag. Da kommen dann in der Praxis auch mal echt verrückte Sachen raus. Aber das sind dann die Sachen, hinter denen die Leute stehen - und die so einen Konflikt zur Zufriedenheit aller lösen können.
Doch das ist ganau die Definition von Kompromiss. Ok, fertig damit. Was wichtiger ist, dass es, meinetwegens, gar nicht einfach ist irgendein von beiden zu erreichen. Ja, das stimmt, du hast an Seminare teilgenommen (auch ich) wo wir idealistische Konfliktlösungsverfahren gelehrt werden, aber das geht nicht so in Wirklichkeit. Und es geht nicht nur um die Ansicht des anderen zu nehmen. Wenn es so einfach wäre, gäbe es keine Weltkonflikte mehr. Und dennoch sind sie noch hier, die klugste Kopfe auf der Erde überlegen wie die Konflikte zu lösen und immer noch ohne Leistung.
Das ist die Definition von Kompromiss, aber eben nicht von Konsens! Das ist ja gerade der Punkt. Wenn Du es dabei belassen willst, gut. Ich für meinen Teil wollte nur nochmal klarstellen, dass ich diese Methoden und Ideen NICHT für idealistisch halte. Sicher haben sie hochgesteckte Ziele, die sie nicht immer erreichen. (Insofern verstehe ich auch die Skepsis ihnen gegenüber zumindest in Teilen.) Aber sie haben ihre Wirkung und funktionieren, WENN die Beteiligten sich darauf einlassen und wirklich eine Lösung wollen - anstatt sich selbst durchzusetzen. Das ist auch der (oder zumindest ein wichtiger) Grund, warum wir auf der Welt die vielen Konflikte haben - weil die Menschen, Politiker, Staaten ganz oft eben keine Lösung im Sinne aller Beteiligten, sondern nur in ihrem Sinne haben wollen - eben: SICH SELBST durchsetzen. (Passendes Beispiel über lange Jahre schon: Israel und die Palästinenser - da will auch jeder sich komplett durchsetzen. Aber der andere kann irgendwie dagegen halten. Eine Einigung, eine Lösung, die die wichtigen Fragen so klärt, dass die wesentlichen Bedürfnisse auf beiden Seiten erfüllt werden, wurde aber nur selten - wenn überhaupt - für längere Zeit mal verfolgt.)
Seh mal was du vorhin geschrieben hast: "Konsens verlangt Einsicht bei allen Beteiligten in die Situation und die Bedürfnisse der anderen. Aus dieser Haltung und einem Verständnis für den anderen erwächst dann eine Bereitschaft, Abwägungen zu treffen und vielleicht auch völlig neue Lösungen anzustreben als "Ich verzichte hier ein wenig mehr und Du dafür dort." Ich bin nicht überrascht davon, dass du glaubst dass alle Konflikte so eingach vernünftig lösen können. Das ist ja eine Folge dass du in eine relativ Konfliktslose Gemeinschaft lebst.
Ja, ich weiß nicht, ob da ganz klar wird, was ich meine. Völlig neue Lösungen, die über das bekannte Muster hinausgehen,bei dem jeder ein bißchen verzichtet und dafür nachher unzufrieden ist. Was die "relativ konfliktlose Gesellschaft" betrifft, da muss ich Dir recht geben und Dich zugleich enttäuschen. Auch wenn ich hier keine existenziellen Konflikte ausmachen kann (und das ist in der Tat erfreulich!), gibt es im Alltag (zumindest in meinem Alltag) permanent neue Konflikte. Jede Veränderung z.B. ist zwangsläufig mit einem Konflikt verbunden zwischen dem Alten und dem Neuen. Beide Optionen stehen gegeneinander, so dass man sich entscheiden muss: das eine, das andere, von jedem die Hälfte, von jedem das, was positiv oder nützlich ist, etwas ganz anderes. Das ist auch ein Konflikt, den es irgendwie zu lösen gilt. Wenn es reibungslos geht, sieht es vielleicht so aus, als gäbe ess keinen Konflikt (z.B. weil sich einer widerspruchslos unterordnet, aber eigentlich gerne was anderes hätte). Aber der Konflikt ist auf alle Fälle vorhanden - und so noch sehr sehr viele andere.
Ich hab jetzt nochmal diesen alten thread heraus gekramt, weil mich das Thema zur Zeit beschäftigt. Es wurde hier ja viel über Kompromisse und seine Folgen gesagt. Was mir beim Überfliegen jedoch aufgefallen ist: warum geht man überhaupt diesen Kompromiss ein? Ich gehe zum Beispiel aus Liebe Kompromisse ein. Auch faule Kompromisse, die im Endeffekt nur für mich einen Kompromiss darstellen, nicht aber für das Gegenüber. Hinter meinen Worten verstecke ich mich und mit meinem Humor schmücke ich mich. Doch ich spiele ein Spiel mit, aus Angst irgendwann "nicht mehr mitspielen" zu dürfen, ganz raus zu sein. Das sind unsere Beweggründe: die Liebe, die Angst oder die Verzweiflung. Wenn ich mir so manch anderen anschaue, der strikt nach dem Verstande handelt und sich natürlich niemals auf einen "faulen Kompromiss" einlässt, dann sehe ich auch, wieviel weniger Sorgen er hat. Die Devise: "Man sieht nur mit dem Herzen gut" mag zwar schön klingen, aber kann manchmal mehr in einem kaputt machen, als aus Vernunft auszusteigen, so lange der Zug noch nicht so schnell fährt.
Weißt Du, Heaven, mit dem Herzen bei der Sache zu handeln, kann es manchmal sogar leichter machen, eine Lösung zu finden, die nicht nur ein fauler Kompromiss ist, sondern auf wundersame Weise allen gerecht wird, weil das Herz Verständnis für die Lage und Bedürfnisse von anderen, aber auch von einem selbst zeigen kann, wo der strikte Verstand allein nicht weit kommen kann.
nun, manchmal geschehen aber keine wunder... stell dir vor, du triffst eine wunderbare junge frau, die leider seit jahren in einer beziehung steckt - nicht mehr glücklich aber in gewohnheit. ihr trefft euch, versteht euch einfach wunderbar, es knistert. du weißt, dass sie einen freund hat - triffst dich aber weiter mit ihr, weil es einfach so schön ist - oder weil du sie nicht ganz verlieren willst. das ist ein fauler kompromiss, denn sie wird sich wohl nicht für dich entscheiden. dein verstand sagt dir jetzt: finger weg, geh einen anderen weg weiter. dein herz wird nicht darauf hören. was wäre besser für dich? lg sabine
Hm. Das ist ja in gewisser Weise nochmal was anderes. so wie ich Dich verstehe, habt Ihr ja keinen Konflikt untereinander, sondern Du einen mit Dir, nämlich was Du machen sollst, ob Du Dich zurückziehst oder nicht. Was für MICH da besser wäre, weiß ich nicht, spielt aber auch nicht so die große Rolle, weil das bei DIR ja ganz anders sein kann. Vielleicht würd ich es davon abhängig machen, ob es für mich eher schön ist - trotz allem - oder in der meisten Zeit bitter ist, dass es ist, wie es ist. Dann würd ich mein Herz mal fragen, ob es ihm nicht auf Dauer besser ginge, wenn ich mich da zurückziehen würde.
Träume von dem was wir uns wünschen können auf eine Weise befriedigend sein, aber nicht auf Dauer, gerade wenn es um Beziehungen geht. Eigentlich sucht man was anderes, als das was man hat, aber aus Angst, daß das bißchen was man bekommt (ein Nährboden für Träume, weiter nichts)verlohren geht, lässt man nicht los, und verschließt sich dem gegenüber was kommen kann.... Aber letztendlich muss du deinen Weg selber finden. Mit einer Mischung aus Hirn und Herz...
ich denke kompromisse sind ganz gut zum zusammenleben mit anderen aber die kompromisse dürfen nur soweit gehen, dass man sich nicht selbst ´´schadet´´