Welche Bedeutung haben für euch gesellschaftliche Norm- und Wertvorstellungen? Was, wenn eure selbstgewählten ethischen Prinzipien nicht mit den von der Gesellschaft vorgegebenen übereinstimmen? Handelt ihr dann nach eurem selbstgesetzten Prinzipien oder passt ihr euch der Gesellschaft an um Konfrontationen zu vermeiden? Unter welchen Umständen würdet ihr eine (legale) geliebte Tätigkeit oder Menschen verleugnen, nur weil es gesellschaftliche Nichtakzeptanz bedeutet? Würdet ihr überhaupt verleugnen? Wenn ihr euch in einem Dilemma befindet: entscheidet ihr euch für oder gegen Konformität?
Schwierig. Also das mit den Werten und Normen ist ja so eine Sache. Selbst wenn man was vielleicht sogar total daneben findet, kann es ja sein, dass man so einer Sache nachkommt, ohne sich darüber wirklich bewußt zu sein - weil man es z.B. seit der Kindheit von den Eltern und den lieben Verwandten so "beigebracht" bekommen hat, bis es einem in Fleisch und Blut übergegangen ist. Das zu merken, würde ich als echt schwer bezeichnen. Umgekehrt kann es passieren, dass man gegen so eine Norm, die die Eltern oder sonst wer(BILD?! ) mal ausgegeben hat, aus Prinzip verstößt, ohne darüber nachzudenken, was das eigentlich bedeutet, ob das wirklich für einen selbst gesund und vor allem stimmig ist. Naja. Ich knabbere an sowas ähnlichem gerade bei meinem Umgang mit Geld. Bei meinen Eltern hatte ich teilweise das Gefühl, dass die damit etwas zu unbesorgt umgegangen sind. Dementsprechend gehöre ich jetzt zu den eisernen Vertreter der Norm "Spare in der Zeit..." und sorge für alle möglichen Eventualitäten vor - womit ich mir so manchen Spaß schon schwerer als nötig gemacht habe. Aber ob ich einen passenden Mittelweg, sozusagen im Gleichgewicht, schon gefunden habe, das weiß ich nicht so recht. Aber genug mit diesem Exkurs. :sunglasse Ich glaube schon, dass ich in einigen Dingen meine eigenen Prinzipien habe und es mir auch z.T. gelingt, die dann wirklich umzusetzen. Ob es viele sind, das weiß ich nicht. Ich fürchte, der Schatten der Gesellschaft ist länger, als mir lieb ist, so dass ich auch mehr entspreche als ich vielleicht will. Ob ich in Konfrontation mit ihr gehen würde? Gute Frage, spontan würd ich eher sagen, dass nicht, solange ich meinen Weg trotzdem gehen kann. D.h. wo ich das tun kann, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen (was nicht heißen soll, dass ich mich dafür im letzten Eck verkriechen würde!), würde ich das einfach leise so machen, wie es für mich passt und nur dort etwas lauter werden, wo ich den Menschen um mich vertrauen kann und weiß, dass ich in meinem Tun verstanden, akzeptiert oder zumindest toleriert werde. *grübel* Naja, so lange es keine gravierenden Sachen sind, bin ich da vielleicht auch etwas offener. Verleugnen... Naja, wenn es sich um eine Tätigkeit oder Person handelt, die mir extrem wichtig ist (bei einer geliebten ist das wohl der Fall *g*), würde ich trotzdem nochmal in mich gehen und prüfen, ob es wirklich mir wichtig und ernst damit ist, auch mal andere Menschen meines Vertrauens fragen, was sie davon halten, ob ich z.B. (vor allem bei Tätigkeiten) etwas nur deswegen machen will, weil es jemand anderes es gut oder schlecht findet. Und wenn dann mein Bauchgefühl auch sagt, dass es stimmt, das zu tun, wenn ich wirklich dahinter stehe, dann würde ich - je nach Risiko - mein Tun abwägen. Wenn sich alles im legalen Bereich bewegt, würde ich das letztlich für einigermaßen überschaubar halten. Aber je nach Schwere möglicher Konsequenzen oder wenn es ein totales Tabu ist, würde ich mir in (bzw. für) entsprechenden kritischen Situationen schon überlegen, erstmal SEHR zurückhaltend zu sein, wenn ich mir z.B. mit einem offenen Bekenntnis oder Auftreten andere wichtige Dinge womöglich verstelle. Lügen würd ich aber nur sehr sehr ungern (vielleicht auch, weil ich ein schlechter Lügner bin). D.h. wenn es dann doch rauskommt oder publik wird, würd ich es drauf ankommen lassen, selbst wenn es vielleicht zunächst einen Tiefschlag oder Verlust bedeutet. Denn: Wenn es mir wirklich wichtig ist, dann muss es auch zum Rest meines Lebens passen. Permanente Widersprüche aber sind eher anstrengend und belastend. Auf Dauer muss das nicht sein. Wenn sie sich nicht ausräumen lassen, dann würde ich das zu akzeptieren versuchen - und darauf vertrauen, dass sich mir auch meinem weiteren Weg neue Chancen auftun. Ob es dann für mich gut war, so zu handeln, dann könnte ich sowieso erst später beurteilen.
Hmmm. *räusper* Ich wollt nur sagen, dass ich hoffe, dass mein ziemlich lang geratenes Posting niemand abgeschreckt hat, der hier was schreiben wollte. :H
bini, ist es das, was ich denke, das es ist? wir müssen mal wieder dringend miteinander reden! tja. in einem monat kommt ein buch raus, in dem ein ziemlich gemeines gedicht steht, wenn die leute an die es gerichtet ist, überhaupt verstehen würden, dass über sie geschrieben worden ist. es geht um verwandtschaft, die jemanden ungerecht behandelt, weil die person nicht so ist, wie sie sein soll. und vor einiger zeit sagte meine tante, gerade mal 4 jahre älter als ich, zu meiner mutter, dass sie bei mir ja wohl nicht auf nachwuchs hoffen muss. weil ich mit 22 keinen freund habe, noch nicht mit dem grundstudium fertig bin. jahrelang haben verwandte auf mich herabgesehen, weil ich anders war, widersprochen habe, mich durchboxte, nicht das liebe kleine mädchen gegeben habe, frech war, eine berufsforum anstrebe die sie sich nicht im ansatz vorstellen können, anstatt was kaufmännisches zu machen. sie trauen mir nicht zu, kinder im zaum zu halten und ihnen was beizubringen. sie gucken schräg, wenn ich meine männlichen freunde besuche, weil sie sich nicht vorstellen können das da nichts läuft, dass männer und frauen auch freundschaftlich zusammen sein können. wenn ich kein fleisch essen mag und keine eier, dann bin ich sofort essgestört. und dann fragen sie sich, was mit mir nicht stimmt. mit mir stimmt alles, meiner und der meinung meiner eltern nach. aber manche leute sind halt altmodisch und verbohrt. und ja, es tut weh und dann rege ich mich auf, aber das nützt ja nichts. also versuche ich meinen spaß draus zu machen. ich bin ich und wer das nicht einsieht und mich anders machen will als ich bin, der ist es nicht wert, dass sich eine komplexe persönlichkeit wie ich mit ihm beschäftigt. bei freunden ist es verletzender, machmal. es hat mir arg weh getan, als meine beste freundin und ich vor einigen wochen streit hatten, weil ich mich schon um ihre meinung kümmere. es hat mir weh getan, als ein freund letzte woche meine musik kritisiert hat, obwohl er das noch nicht mal gemein meinte. es tut mir arg weh, dass ich mit einer freundin nur noch über die vergangenheit reden kann und sie nicht mit jemandem einverstanden ist, den ich mir ins leben geholt habe, obwohl mein leben durch ihn reicher geworden ist. freunde hat man sich selbst erwählt. deshalb tut es bei ihnen anders und manchmal mehr weh als bei der nicht selbst gewählten familie. vielleicht bin ich für manche ein bad girl. oder ein silly girl. aber immerhin weiß ich, dass ich echt okay bin, und gott weiß das auch, reicht das nicht?
@ono: nächste woche, wenn ich zurück bin haben wir alle zeit der welt. hab am freitag meine zweite examensprüfung gemacht und bin jetzt wieder unter den lebenden. weitere antwort bald! *kissing*
so, ich bin hier ja auch noch eine antwort schuldig. ich habe diesen thread aus zwei gründen gestartet. einerseits, weil ich das ganze als prüfungsthema hatte und mich so zwangsläufig damit auseinandersetzen musste und andererseits weil ich mich in meinem privatleben seit einiger zeit auch immer wieder mit leuten auseinander setzen muss, die mir mit dem moralischen zeigefinger kommen. ich hab es mein ganzes leben so gehalten, dass ich werte und normen befolgt habe, wenn ich dies mit meinem gewissen vereinbaren konnte. deshalb bin ich oft gegen den strom geschwommen und tue dies noch immer. ich habe mich gerade in letzter zeit dazu entschlossen in mir ganz wichtigen dingen den selbstgewählten prinzipien zu folgen. ich bin bereit viel moralisches regelwerk aufzugeben für eine sache, die mir persönlich wichtiger ist. wenn ich mich für einen menschen oder eine sache entschieden habe, so stehe ich dahinter mit voller konsequenz.
und was machst du, wenn es die sache im endeffekt nicht wert war? ein lied schreiben in dem "i would do it all over again" vorkommt?
Was etwas wert ist, entscheidet sich aber nicht im Nachhinein. Wenn es das JETZT wert ist, dann finde ich das absolut nachvollziehbar. Und wenn es nachher doch anders als erwartet weitergeht, muss das noch lange nicht heißen, dass dann alles falsch oder schlecht war. Manchmal öffnen sich auch unerwartet neue Türen - wenn man nicht alles schwarz sieht, sondern das, was da kommt, mit offenen Armen empfängt (was sich leider aber leichter sagt als tut).
ja, es sagt sich halt eben leichter als es sich anfühlt. jeder geht mit schmerz anders um und manche können ihn einfach nicht mehr ertragen und wägen deshalb ab, was unsinn sein kann und was sinniger wäre. und glaub mir, mit derartigen "wunden" kenne ich mich gut aus. es ist wirklich viel zu leicht gesagt als nachgelebt. kein kluger spruch kann einen wirklich unterstützen wenn es hart auf hart kommt. in einem buch, das ich gelesen habe, trägt ein mädchen immer eine bibel mit sich herum und liest darin während der mittagspause - und sie findet dort eben die kraft die sie braucht, egal was die anderen denken. aber es ist nicht immer so, dass uns weisheiten und kluge sprüche derartig helfen. sagen kann man viel - gefühlt ist es ein ganz anderes paar schuhe.
@Nihila: Aber lohnt es sich deswegen, aus Angst vor Schmerz, der da kommen könnte, schon jetzt auf Vermeidung zu setzen, selbst wenn damit unter Umständen genau die Probleme forciert, die einem mal Schmerzen bereiten könnten?
wenn man genug schmerz mitgemacht hat, dann ja. dann schlägt man sich dumme gedanken kurz nach dem ausdenken aus dem kopf... glaub mir, ich weiß genau wovon ich rede.
nun. natürlich weiß man vorher nie, ob man richtig oder falsch handelt. leben kann man nur vorwärts, leben verstehen nur rückwärts. dennoch bleibt mir nur ein quell, auf den ich wirklich hören möchte - tief in mich hinein auf mein herz. und ich vertraue darauf, dass es mir den weg weist.
hmmm. Schade, dass Du so pessimistisch bist. Ich weiß ja nicht, was Du so alles erlebt hast an Sachen mit schmerzhaftem Ende. Und auch wenn ich es absolut wichtig finde, auch mal zu überlegen, was da an Konsequenzen kommen könnte und auch Ängste dabei berücksichtigt werden sollen, die Angst vorm Schmerz halte ich für einen schlechten Ratgeber - selbst wenn Du so genau weißt, wovon Du redest. Meine Erfahrungen macht das ja nicht schlechter, oder?!
ich sagte ja auch nichts gegen deine erfahrungen, aber meine sind nun mal andere und das werde ich auch sagen. die medallie hat immer zwei seiten.
Mit Sicherheit. Ich hab nur den Eindruck, dass Du Dir "dumme Gedanken" inzwischen recht schnell aus dem Kopf schlägst bzw. sie da gar nicht haben willst, so wie Du sie schon nennst. Und deswegen hab ich auf die von mir vertretene Seite der Medaille nochmal hingewiesen. Vielleicht denkst Du ja mal an mich, wenn Du irgendwann wieder solche "dummen Gedanken" hast, und schlägst sie Dir nicht sofort aus dem Kopf, selbst wenn Du skeptisch bleibst.
ich schlag sie mir erst neuerdings aus dem kopf, dann gebe ich mich nämlich nicht lange zeit unnützen und aufhaltenden "was wäre wenn"-träumereien hin. und verpasse aufgrund selbiger nicht mehr so viel. ein seifenblasenleben (ui, das wird bestimmt wieder falsch aufgefasst) heißt ja nicht, dass man in manchen dingen totale denkaussetzer haben muss. ich würd ja gern etwas positiveres zu deiner seite sagen, aber ich kann es einfach nicht, obwohl ich die positivität sehe. nur berührt sie mich einfach nicht.
moment mal - ich dachte, die "was-wäre-wenn"-gedanken sind dann die, was so alles schmerzhaftes kommen könnte, wenn was schief geht. Und was ich mich irgendwie auch wundert, ist, dass Dich was positives nicht berührt. Das verstehe ich einfach nicht. Und das irritiert mich - ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Lässt Du nicht zu, dass Dich das berührt - in dem Sinn, dass Du es zu Dir und Deinem tiefsten Inneren, Deiner Seele, Deinem Herz auf Abstand hälst? Wenn's so wäre, fänd ich das irgendwo traurig. PS: Naja, und eins noch: So ein Satz wie "ui, das wird bestimmt wieder falsch aufgefasst" - wenn ich den lese, dann bin ich richtig in Versuchung, dem sofort zu entsprechen. Und dann hab ich mich gerade eben echt zusammennehmen müssen, da nicht voll drauf einzusteigen. Schon erstaunlich, was so ein Satz bewirken kann. Absicht?! Self-fulfilling prophecy?!
nein, die "was-wäre-wenn"-gedanken kommen zuerst, verursachen unrealistische träumereien und wenn man dann langsam draus aufwacht, tut das echt weh. des weiteren habe ich nicht gesagt, dass mich nichts positives berührt, ich sprach dabei einzig von deiner ansicht auf diese dinge. die haben etwas von diesen kleinen büchlein, in denen inspirative sprüche stehen, soetwas leicht esoterisch-lebensverbesserndes. das und die sicht der positivität die damit transferriert wird, bringt mir persönlich nichts. es ist ganz nett, aber doch nur dünne fäden die einen nicht halten können. es sei denn, man geht darin voll auf, dann mögen die fäden dicke seile sein. mir persönlich bringt das nichts, das meditative, das einpendeln, die ganzen sprüche nach maß. meine kraft bekomme ich woanders her und das magst du so wenig verstehen wie ich deine krafttankstelle verstehe. der satz war absicht - weil ich weiß, dass man hier, da internet, leicht zu erbsenzählerei neigt, und ich absolut keine lust auf sprüche habe. außerdem - auch wenn ich mich auf abstand halte, es ist nur in bestimmten gebieten, die mir nicht gut getan haben. über alles andere und meine einstellung dazu sagt das wiederum nichts aus. ich habe meine gründe, mein herz durch reinen kopfwillen aus manchen dingen herauszuhalten.
Vor ein paar Monaten habe ich eine gut bezahlten Job mit besten Karriereaussichten in einem Top-Unternehmen seiner Branche aufgegeben. Einzig und allein deshalb, weil ich diese Business Welt einfach widerwärtig finde, egoistisch, heuchlerisch, usw. finde. Kein Schlips, kein Anzug, keine "Ich bin der Größte-Perfomance", kein "How are you?", das nicht auch so gemeint ist. Nun studiere ich auf meine alten Tage dann doch noch Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Hm, fast alle Fragen beantwortet, oder?!
1. "good boy" - im Inneren scheiss ich drauf. 2. "good boy" - nach Aussen bemühe ich mich dies zu sein. "lick boy" - oohh... 1 & 2 zusammen find ich