was denkt ihr ueber konservative?

Ja, die marxistischen Begrifflichkeiten, die Green Shades beschrieben hat, die habe ich auch gesehen. Genauso wie ich Pronature69 eher zustimmen mag, dass da jemand was gut beobachtet hat. Die Frage war für mich eher, ob solche Aussagen gerade in dieser Form nicht auch konservativ sind. Dazu muss man vielleicht sagen, dass dieser Ausspruch jetzt auch schon wieder gut 10 Jahre alt ist. Aber auch schon damals hätte man ja fragen können, ob jemand, der so denkt und spricht, nicht vielleicht zwar marxistisch orientiert ist, aber eben auch einer alten Schule folgt und in dem Sinne sozusagen konservativ ist.
Auch wenn ich die (eher positiv besetzt erscheinende) Rolle der Sowjetunion für ein wenig relativierungsbedürftig halte - ich habe doch Zweifel, ob die Lastenteilung zwischen SU und West-Allierten nicht halbwegs vorhanden war - halte ich das, was ich als den Grundgedankengang verstehe, für interessant und bedenkenswert: Solange die Bedrohung des Kalten Krieges bestand, gab es immer eine Notwendigkeit einer politischen Diskussion, einer inhaltlichen Verständigung, die sich jenseits von Zahlen, Gewinnen, Verlusten etc. bewegte. Sein Ende hat diese Notwendigkeit wohl tatsächlich verringert. Man schaue nur auf die Shareholder-Value-Debatten. Die Zahlen sind weit nach vorne gerückt, die Inhalte nach hinten - es sei denn, der Klimawandel wirkt bald so bedrohlich, dass die Menschheit da mal wieder was ändert.
Naja, und der Hinweis am Schluss, dass es den Zahlen egal ist, ob sie für Produktion oder Vernichtung stehen, den finde ich hart, aber auch nachvollziehbar. Wo Inhalte immer weniger eine Rolle spielen, geht auch der Bezug zu dem, was Menschen gegenüber vertretbar ist, immer weiter verloren. Auch wenn ich HartzIV nicht in allem für verkehrt halte, das wäre in der aktuellen Ausgestaltung vielleicht auch ein Beispiel dafür. Wer wirklich noch die Menschen hinter der Arbeitslosenzahl sieht, ich weiß nicht, ob der wirklich solche niedrigen Sätze fordern kann - manche woll(t)en ja noch weniger - wie sie zur Zeit gelten.

Bleibt nach wie vor die spannende Frage, ob man das auch so lesen könnte/würde, wenn man schon wüsste, wer es geschrieben hat.

 

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Also, ich löse mal auf - soweit Ihr nicht wie Green Shades schon selbst geschaut habt: Das Zitat war ein Auszug aus einem Interview der Süddeutschen Zeitung mit Christian Klar, jenem ehemaligen RAF-Terroristen, über dessen Haftende und mögliche Begnadigung derzeit in Politik und Medien so heftig gestritten wird.
Das Interview selbst wurde ursprünglich bereits 1997 geführt, jetzt aber nochmal veröffentlicht und ist eben auch per WWW abrufbar. Ich bin darauf gestoßen, als ich einmal nach persönlichen Aussagen dieses Mannes gesucht habe, von dem es ja öfters heißt, er habe keine Reue bekundet etc. Kritiker dieser Position fragen danach, wann er das denn hätte tun sollen - als Häftling mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten nach außen. Naja. Ich mag da gar nicht viel mehr zu sagen. Ich fand dieses Interview aber mal sehr interessant, um mal einen weiteren Eindruck zu bekommen. Was diese Menschen bewegt hat, erscheint mir in manchen Teilen schon nachvollziehbar, auch wenn ich die Mittel, die sie danach gewäht haben, um Veränderungen zu erzielen, nicht teile. Die Menschlichkeit, um die es ihnen ging, haben sie auf so menschverachtende Weise nicht erreichen können. Erinnerte mich an solche altbekannten Sätze wie jenen hier: "Fighting for peace is like fucking for virginity." Nur andererseits: Die Leute aus diesen Kreisen waren bestimmt nicht unintelligent. Was das heißt, wenn ihnen nichts besseres eingefallen ist, kann vielleicht auch uns irgendwo zu denken geben.

 

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Ich bin wirklich beeindruckt und denke Du hast es wirklich auf den Punkt gebracht. Ich glaube jedoch, die meisten Konservativen hätten eher von "den Nazis", als von Nazi-Deutschland gesprochen.

 

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In Bezug auf die Idee oder Theorie vielleicht, aber praktisch sicherlich nicht. Ich tendiere in diesem Zusammenhang immer ein wenig mit der kubanischen Revolution und den damit verbundenen Veränderungen für die Bevölkerung zu vergleichen. Unter den mittelamerikanischen Ländern und ihrer Entwicklung, ist die kubanische Situation für die breite Bevölkerung auch nach 50 Jahren immer noch ein Glücksfall und Kuba in Bezug auf die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse das vielleicht "fortschrittlichste" Land in der Region.

Alg2 (ich vermeide die von Dir gewählte Bezeichnung, da ich Herrn Hartz nunmehr auch rechtlich bestätigt für einen echten Sozialschmarrotzer halte und dementsprechend für zynisch diese Gesetzesänderung nach ihm zu benennen) sollte mal aus dem Gesichtspunkt der inneren Sicherheit kritisch betrachtet werden. Die meisten Kirchen und Sozialverbände zeigen eine deutliche Verbindung zwischen der zunehmenden Verwarlosung von Kindern und Jugendlichen und der Einführung von Alg2 auf. Auch die Gewaltbereitschaft unter den Betroffenen nimmt weiterhin drastisch zu.

Wobei wir bei den "Mitteln" zur Veränderung in einer Gesellschaft kommen. Natürlich halte ich Gewalt gegen Menschen für verabscheuungswürdig. Ich sehe aber auch, daß sich die Gewalttaten der RAF, einer intellektuellen Elite, gegen eine politische und eine wirtschaftliche Elite richtete und wie übermäßig seitens der Staatsmacht und der Presse darauf reagiert wurde (und auch noch immer reagiert wird - wie im Fall Klar vs. Baden-Württemberg deutlich wurde), obwohl ein großer Teil der Bevölkerung nie direkt betroffen war. Wenn ich dagegen betrachte, wie mit rechtsextremen Gewalttätern in diesem Land verfahren wird, wenn Sie als Gruppe mal wieder irgendsoeinen namenlosen "Ausländer" zu Tode geprügelt haben und das Urteil wieder einmal "Körperverletzung mit Todesfolge" heißt, stellt sich mir noch nichteinmal mehr die Frage auf welchem Auge die Verantwortlichen in diesem Lande blind sind. In meinen Augen leben wir in einem "Rechts"-staat mit eindeutig faschistoiden Tendenzen in der eine wirtschaftliche Elite, die politische Elite vergewaltigt und sich somit das breite Volk zum Untertan macht und ausbeutet. Solange sich der Pöbel gegenseitig bekämpft wird der Dorfpolizist zum "Schlichten" geschickt, ist aber ein Wirtschaftboss, oder Politiker betroffen werden BND, Bundesanwaltschaft und Bundespolizei auf den Plan gerufen und die Stabilität unseres Rechtsstaates steht auf dem Spiel.
Leider bin ich, was die Verbesserung und somit auch die Relation der Lebensbedingungen der Bevölkerung betrifft, sehr pessimistisch und befürchte das nur Gewalt wirklich etwas bewirkt. Den schließlich ist sie die letzte Möglichkeit sich in einer verzweifelten Situation Beachtung zu verschaffen. Die Frage ist nur inwiefern es sich bei Gewaltaten von Alg2-Empfängern gegenüber Symbolen der zuvor genannten Eliten um einen Akt der Notwehr handelt.

 

Niemand ist nur Staatsanwalt, oder nur ein Arschloch. Er ist immer auch Sohn, Vater, Opa, Bruder oder sonst irgendetwas, was ihn mit anderen Menschen (die mit seiner aus einer anderen Beziehung heraus negativen Eigenschaften nichts zu tun haben) positiv verbindet. Diesen Menschen haben Klar und die RAF großes Leid zugeführt, für das sie Reue zeigen sollten.

Die aber am lautesten nach Reue schreien sind diejenigen, die aus politischer Sicht Reue wollen- ist mein Eindruck.